Die Macht eines Einzelnen

Ich weiß mittlerweile, dass das folgende Problem einige Autoren betrifft. Hauptsächlich im Selfpublisher Bereich. Ich kann es nicht beurteilen, aber ich denke gerade hier ist es am Ärgerlichsten. Denn ein Selfpublisher ist nicht nur Autor, sondern Verlag, Marketing, Covergestaltung, Lektoriat usw usf. Klar kann man viele Sachen abgeben und sollte es auch. Aber viele Dinge erfordern nun einmal auch ein gewisses Grundgerüst. Kurzum: Selfpublisher sind in meinen Augen die Eierlegendewollmilchsau.

Bei mir war es so, dass ich auf Marketing verzichtet habe. Ich habe nicht großartig angekündigt, dass ich nun Bücher schreibe und erst ca. zwei Jahre später kündigte ich Werbeaktionen auf Facebook an. Anfangs aus dem Grund, dass ich mich voll und ganz aufs Schreiben konzentrieren wollte. Später aus dem Grund, dass das Schreiben eigentlich ein Hobby war. Zugegeben eins, in das ich viel Zeit und Arbeit steckte. Das ist aber bei jedem Hobby so. Viele verschlingen Unmengen an Zeit, Arbeitsstunden und teilweise auch Geld.
Außerdem landete mein erstes Buch auch ohne all dies nach seinem Start auf Platz 1 und hielt sich dort sogar ein paar Tage. Einen Monat darauf sogar mein zweites Buch. Ich möchte hier keine direkten Zahlen der Verkäufe darlegen. Aber soviel sei zum ersten Buch gesagt: Die Downloads lagen gleich im ersten Monat im vierstelligen (als Zahl: 4-stelligen) Bereich. Ich rede hier ab jetzt von Downloads. Weil ich eben nicht unterscheiden möchte zwischen den Verkäufen, die Geld einbrachten und den Verkäufen, die zu 0€ Werbeaktionen geschahen. Denn Leser sind Leser.

Dieses erste Buch, genannt “Fensterbank mit Ausblick”, sollte auch mein Bestseller bleiben. Es ist das Buch, das von einem Rezensenten treffsicher zerschmettert wurde und, so empfand ich, ihm als Symbol meines, in seinen Augen, so schlechten Deutsches diente. Hatte er doch Anfang Oktober in einem Kommentar auf seine Rezension viele Dinge daraus bemängelt. Dinge, die keiner der x-tausend Leser bis zu diesem Zeitpunkt bemängelt hatte. Seinem Wortlaut nach zu urteilen kam es mir so vor, als würde er mir nicht die Freiheit zugestehen, meine Bücher in dem Sprachstil zu schreiben, den ich für richtig halte. Leider ein Phänomen, das ein anderer Selfpublisher in ähnlicher Form auch hatte. Bei ihm wurde allerdings nicht der Sprachstil seiner Bücher bemängelt, sondern in welcher Weise die Handlung “abbog” und schlussendlich zum Ende kam. Natürlich auch wiederkehrend von einem Rezensenten. Weitere, ähnliche Fälle wird es wohl leider noch einige geben. Versteht mich nicht falsch. Natürlich kann man schreiben, dass der Sprachstil einem nicht gefiel oder die Handlung eine Wendung nahm, die man so nicht erwartet hätte. Aber das sind rein subjektive Äußerungen.

Ich möchte hier einmal eine kleine Auflistung zeigen, sortiert nach Anzahl der gesamten Downloads und wie lange das Buch vor und nach der jeweiligen 1-Sterne-Rezensionen bei Amazon gelistet war. Außerdem zwei kleine Prozentwerte. Der Erste gibt an, wieviel Prozent der ursprünglichen Downloads noch übrig blieben. Der zweite ist das, das in Prozent übrig blieb vom Durchschnitt der Downloads auf Monate gerechnet.
Beispiel:
Buch XYZ hatte zuvor 1000 Downloads => logischerweise 100%. Danach sind es nur noch 250 Downloads. Dies macht also 1/4 der ursprünglichen Downloads aus und damit 25% für den ersten Prozentwert.
Diese 1000 Downloads wurden in 14 Monaten erreicht. Macht 71,43 Downloads pro Monat im Durchschnitt => 100%. Die 250 Downloads danach wurden in 8 Monaten erreicht. Das macht allerdings nur noch 31,25 Downloads pro Monat aus. In Prozent wären das 43,75% der ursprünglichen 71,42 Downloads/Monat.

Platz Titel Zeit davor Zeit danach % ges. % monatl.
1 Fensterbank mit Ausblick 25 Monate 14 Monate 1,99% 3,55%
2 Tabethas Blog – Band 1 24 Monate/ 14 Monate 11,04% 18,92%
3 Tabethas Blog – Band 2 14 Monate 14 Monate 23,08% 23,05%
4 Tabethas Blog – Band 3 1 Monate 9 Monate 44,23% 5%

Man kann hier sehr schön einige Dinge ablesen. Zum einen sieht man sofort, dass mein Bestseller massiv abrutschte. Obwohl er zuvor längere Zeit nur zwei 2-Sterne Bewertungen hatte. Meine anderen Bücher hatten min. eine 5-Sterne Bewertung. Zum anderen sieht man, wenn man nicht viele Rezensionen hatte, dass ein einzelner Rezensent eben eine große Macht besitzt.

Ich habe nie großartig Leser aufgefordert nun unbedingt zu rezensieren. Ein paar wenige Male habe ich auf Facebook Bilder dazu gepostet oder Beiträge von meinen Autorenkollegen, zu denen ich im facebook Kontakt habe. Ich habe das immer so gehalten: Wer nicht meckert, ist zufrieden. Zumindest in Deutschland scheint dies so zu sein. Es wird also eher eine Bewertung verfasst, wenn man absolut nicht zufrieden war. War alles toll, schreiben die wenigsten etwas dazu. Dies scheint mir sehr oft bei Bewertungen ausgenutzt zu werden. Egal in welchem Bereich. Allerdings ist es beim Kaufverhalten wie folgt: Ist etwas auch nur einmal richtig schlecht bewertet worden, wird es gemieden.
Auf einen Autor gemünzt heißt das: Versuchst du dir darüber dein Leben zu finanzieren, kann es passieren, dass du innerhalb kürzester Zeit dir etwas anderes suchen darfst.

Natürlich kann und darf man Rezensionen abgeben. Das ist in der heutigen Zeit allerdings etwas anders, als früher. Heute kann man der ganzen Welt mitteilen, wie man etwas fand. In der Theorie zumindest. Früher konnte man das nur mit einem gewissen Bekanntheitsgrad. Man sollte sich aber immer vor Augen halten, dass man mit einer Rezension auch sehr großen Schaden anrichten kann. Konkurrenzkämpfe wird es immer wieder geben, das weiß ich. Jedoch sollte man sich vor Drücken des Absendenbuttons noch einmal fragen:”Ist die Rezension so in Ordnung oder habe ich vielleicht etwas überreagiert? Ist sie hier und da vielleicht etwas zu heftig ausgefallen?” Evtl. schläft man einfach noch einmal eine Nacht drüber, als irgendetwas in seiner Wut zu verfassen, das man etwas später vielleicht doch bereut.
Denn eines ist sicher: Der Autor, der das Buch verfasst hat, hat zuvor immer wieder selbstkritisch auf sein Buch geschaut. Es überarbeitet, ganze Kapitel verworfen etc. Dabei hat er evtl. einige Jahre in das Buch investiert. Bei “Tabethas Blog – Band 1”, also meinem zweiten Buch, sind vier Jahre (als Zahl: 4) ins Land gezogen, bevor ich es veröffentlich hatte. Jahre, in denen ich immer wieder selbstkritsch auf mein Werk geschaut und es überarbeitet habe. Auch stecken in vielen Büchern mehrere Stunden, teils Tage und Wochen der Recherche dahinter. Wer eine ganze Welt kreiert, der hat vielleicht, so wie ich, einen ganzen Ordner voll mit Skizzen von Orten, Beschreibungen dazu und was nicht noch alles. Auch dies kommt nicht von heute auf morgen einfach so aufs Papier geflogen.

39 Monate, nach der Veröffentlichung meines ersten Buches, habe ich nun alle Bücher aus Amazon entfernt. Nicht, weil keine Downloads mehr stattfanden. Die fanden ja noch statt, wie die o. g. Zahlen beweisen. Sondern wegen des Inhaltes der Rezensionen eines bestimmten Rezensenten.
39 Monate. Das sind drei Jahre und drei Monate. Nach nur zwei Jahren und einem Monat fing es an, dass das, das ich mir in dieser Zeit aufgebaut hatte, zerstört wurde.
Möge dies anderen Menschen und Autoren erspart bleiben! Ich habe aus all diesen Gründen nun mit dem Schreiben aufgehört. Auch, wenn es mir wehtut mehreren tausend Lesern nun nicht mehr das Ende von Tabethas Blog präsentieren zu können. Hierfür möchte ich mich bei Euch entschuldigen.

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